Nicaragua ist das zweitärmste Land Lateinamerikas. Besonders im ländlichen Raum leben noch immer viele Menschen in absoluter Armut und Kinder leiden an Fehl- und Mangelernährung. Die landwirtschaftliche Produktion wird zu einem großen Teil von Frauen geleistet. Üblicherweise kombinieren sie dabei Subsistenzwirtschaft und marktorientierte Erzeugung. Allerdings fehlen ihnen oft die finanziellen Mittel, um durch Investitionen ihre Produktion und damit ihre Einkommen zu steigern.
Gemeinsam mit der bewährten Partnerorganisation Fundación Para la Promoción y Desarrollo De La Mujer hat der Marie-Schlei-Verein in 2019 ein 4-monatiges Projekt zur Verbesserung des Einkommens von 30 Kleinbäuerinnen im Bezirk León im Westen von Nicaragua durchgeführt. Die Projektteilnehmerinnen arbeiten seit 2017 in der landwirtschaftlichen Genossenschaft La Agropecuaria Nueva Vida Hato zusammen und konnten ihren traditionellen Anbau von Mais, Pipián, Gurken, Ayote und Kürbis erfolgreich an den Klimawandel anpassen und auf Tomaten, Paprika, Wassermelonen, Bananen und Papaya ausweiten. Die Kosten für die Anmietung externer Fahrzeuge für den Transport ihrer Ernten zu den entfernten regionalen Märkten verringerten allerdings die Erträge der Frauen und beeinträchtigten den regelmäßigen Verkauf und dadurch den Aufbau eines festen Kundenstammes. Um ihre Mobilität und Anbindung an die regionalen Märkte zu verbessern, wurde im Rahmen dieses Projektes ein gebrauchter 2½ Tonner-LKW angeschafft. Außerdem erhielten 4 Frauen eine umfassende Verkehrsausbildung sowie den Führerschein und 15 Frauen nahmen an einem mehrtägigen Kurs zum Einsatz, zur Unterhaltung und zur Wartung eines Fahrzeuges teil. Um die wirtschaftliche und nachhaltige Nutzung des LKWs zu sichern, erstellten die Frauen einen Wirtschaftsplan.
In vielen Ländern des globalen Südens, so auch in Nicaragua, sind es überwiegend die Männer, die Fahrzeuge und Führerscheine besitzen. Durch dieses Projekt sind die Frauen Eigentümerinnen ihres genossenschaftlichen Fahrzeuges, wodurch sie ihre Produkte eigenverantwortlich und vor allem unabhängig transportieren und verkaufen können. Durch die Verbesserung der regionalen Ernährungssituation profitieren außerdem um die 600 Familien mit ca. 3000 Mitgliedern.
Dieses Projekt wurde im Rahmen des EZ-Kleinprojektefonds durch die Schmitz Stiftungen aus Mitteln des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.